Trutz-Weichsel Aus dem Tagebuch meines Großvaters
Peter Goerz-Montau
(Goerz ist verwandt mit
Wichert)
Veröffentlichung aus der
Graudenzer Zeitung
Peter Goerz war nicht in Montau,
in der Niederung, geboren, sondern in einem
mennonitischen Bauernhaus "auf der
Höhe".
Er heiratete 1833 in einen
Montauer Hof ein, indem er die 8 Jahre ältere
Witwe des dortigen Hofbesitzers Heinrich
Kohnert ehelichte.
Ihm war die Niederung mit ihrem
ständigen Kampf um den Acker gegen die
gefährlichste Gegnerin der Niederungsbauern, die
Weichsel, nicht so vertraut wie denen,
deren Väter und Vorväter ihn seit der Zeit
ihrer Uransiedlung um die Wende des 16. und 17.
Jahrhunderts hatten führen müssen. Deshalb
erschien Peter Goerz das zähe Ringen mit der
Weichsel so bemerkenswert, dass er in einem
schwerfällig in Schweinsleder gebundenen Buch
auf grauem, grobem Papier mit seiner des
Schreibens weniger als des Pflügens kundigen
Hand darüber berichtet:
1839
"Zur Nachricht 1839, den
1. September lief das Stauwasser (auch
Quellwasser genannt, tritt unter dem Druck des
Hochwassers in der Weichsel in der Niederung
hinter dem Damm oder Deich auf) über und
drüber. Bis an den Damm ging es bei mir ganz gut
mit dem Kahn zu fahren. Es fehlten bei mir nur 5
Zoll, dann kam es ins Hock (eingezäunter
Weideplatz). Wir haben so ungefähr 30 Scheffel
Kartoffeln zur Nahrung vor dem Wasser gerettet.
Drei Morgen hatten wir mit Kartoffeln besetzt
gehabt, und zwei Morgen davon sind ins Wasser
gekommen. Davon haben wir nur 20 Scheffel
wiederbekommen. Dreizehn Morgen Grummet sind
versoffen. Das war lauter Schlick und Dreck.
Aber, ich habe nur drei Wochen das Vieh im Stall
gehabt, dann hab ich's wieder auf die Weide
gelassen.
1840
"Zur Nachricht 1840, den
28. Januar brach das Eis in der Weichsel. Und es
schien gut zu werden. Aber am 29. Januar
frühmorgens war von hier aus bis unten Treul,
eine Meile weit, eine Stopfung. Beim Tagen um elf
Uhr ging die Stopfung über einen vierten Teil
der "Freiheit" los. (Freiheit = der
Flurbezirk des Dorfes Treul, von der Montauer
Südgrenze bis an den Fuss des Neunburger
Berges, war nicht eingedeicht. Dort wurde der
Deich erst 1858 gebaut). Eine Kate stürzte um,
und ein Wohnhaus riss das Eis weg. Aber die
Menschen haben sich allzumal gerettet. Die
"Freiheit" wurde ungeheuer zerrissen,
wie es sich niemand denken kann. Viele Hufen der Kommrauer
Wiesen (am Fusse der westlichen Randhöhen der
Weichselniederung) sind versandet.
"Zur Nachricht 1840, den
22. Februar setzte sich gegen uns wieder das Eis.
In der ganzen Weichsel ist viel Eis und Schnee.
Das Eis stand am 22. Februar ganz gut, fast bis
zum 2. April. Da brach es wieder los und ging bei
kleinem Wasser gut weg. Und es gab kein
Hochwasser von dem Eis. Endlich fing das Wasser
stark an zu wachsen. Am 14. April war es wieder
so an 30 Ruten von meinem hintersten End-Haus ab.
Und dann fiel es weg.
"Bald vergessen! Von 1840,
den 30. Januar, da riss das Eis hinter dem
Dammkrug (der stand auf dem Grenzdeich zwischen Treul
und Montau), so an 100 Ruten von dem Damm
entfernt, Land weg. Da fing der Ausbruch an, und
der Ausbruch war 70 Ruten lang. Da haben wir viel
Erde zu gebraucht, um ihn zuzuschütten.
"Zur Nachricht, 1840, den
25. August, fing das Wasser wieder an zu wachsen
und wuchs bis 1. September. Da haben wir
ungeheuer Not mit dem Stauwall gehabt. Auf
einigen Stellen wollte das Wasser mit Gewalt
durch oder oben über gehen und stand 13 vor 1
Zoll am Pegel. Da schützte uns der liebe Gott. -
Und es fing an zu fallen. Da kam mir das ganze
Achterland mit Grummet wieder ins Wasser. Den 29.
März war das Achterland (Acker hinter dem Wall
vor der Montau, einem linken Nebenfluss
der Weichsel) auch unter, ganz und gar.
"Zur Nachricht, 1840, den
12. Dezember setzte sich das Eis in der Weichsel
bis halb Treul und setzte sich wieder weit
von uns. Die Stockung stand an 5 Ruten lang. Da
kriegt es Luft über die "Freiheit" und
riss in 5 Tagen auf der "Freiheit"
fünf kleine Wohnhäuser weg. Eine Scheune von
dem adligen Hof wurde auch weggerissen. Zwei
kleine Häuser wurden ganz runter gerissen. Das
Eis brach das Dach dieser Häuser auseinander.
In Gross-Treul wurde
auch viel Schaden angerichtet. Eine Kate wurde
ganz weggerissen. Die Kate an der Schule riss das
Eis um und jagte damit weg. Ein Wohnhaus brach
auseinander. Tief stand es im Grund. Die
Schmidt´sche Kate riss es ebenfalls unten auf.
Die Leute haben sich alle gerettet. Von den
Verunglückten wurden auch die meisten
Inventarien und das lebende Vieh gerettet. Aber
was für Moder war da! - Ich habe nur 2 Fuss
Boden frei gehabt, ehe es in den Stall oder in
die Stube kam.
1842
Am 7. Junius 1842, halb sechs
Uhr des Abends, starb meine Frau Eva Kuhnert,
geborene Goertz, 42 Jahre alt. Unsere Ehe
dauerte neun Jahre, vier Monate.
Uns wurden drei Kinder geboren:
Agneta am 8. März 1834, Heinrich
am 16. November 1836 und Maria am 18.
Juni 1839. Sie sind jetzt 8, 6 und 3 Jahre
alt.
Ich habe mich zum zweitenmal in
den Ehestand begeben 1842, den 3. November mit Anna
Kerber aus Kommrau. Sie ist neun Jahre
jünger als ich.
Meine rechten Kinder haben in
Neunburg auf dem Gericht Geld zu bekommen von
1842, den 29-ten Dezember Agneta, Maria und
Heinrich Goerz zusammen aus dem Peter Balzer´schen
Grundstück 14 Taler, 1 Sgr. 9 Pf.
1843
"Zur Nachricht, 1843, in
der Nacht vom 27. auf den 28. Februar war ein
grosses Ungewitter mit starken Blitzen. Es war
vorher hier eine ganze Weile Donner mit Nebel und
Regen vermischt. In der selben Nacht hat es
tüchtig geregnet und gehagelt.
"1843, am 30 November habe
ich mich in der Marienwerder´schen
Feuersocietät versichern lassen, totes und
lebendes Inventarium u.s.w., welches mit 3650
Talern angesetzt worden ist. Der eine Taxator
heisst Riewoldt und der zweite heisst Thomas. Den
beiden hab ich für die Abschätzung 4 Taler, 22
Silbergroschen bezahlen müssen. Und sogenanntes
Legegeld zum erstenmal habe ich bezahlen müssen
18 Taler 12 Silbergroschen 6 Pfennige.
"Zur Nachricht, von 1843,
den 29. Dezember bekommen meine rechten Kinder
wieder aus dem Heinrich Bartel´schen
Grundstück zusammen 7 Taler 15 Silbergroschen.
1844
"Zur Nachricht, 1844, den
31. März brach das Eis in der Weichsel und ging
gut ab auf kleinem Wasser. Aber am 2. April waren
wir bis halb an den Damm von der Trift aus vom
Wasser umrannt. Aber es fiel geschwinde auf den
neuneinhalb Morgen Raps. Der scheint trotzdem gut
zu werden. Aber das Wasser kam wieder, so dass
die neuneinhalb Morgen Raps am 21. April ganz mit
Wasser überschwemmt waren. Und das Wasser wuchs
langsam und war auch ziemlich warme Witterung
dabei. Den Raps musste ich umpflügen. Da ließ
ich von den 9 1/2 Morgen so 3/4 Morgen stehen.
Aber das war so mürr (schlecht)!
"Uns ist ein Sohn geboren
den 7. Juni 1844. Sein Name heisst Peter
Goerz und hat zum Planet einen Fisch.
"Am 29. Juli habe ich nun
von allem Raps 20 Scheffel bekommen. Es regnet
diesen Sommer fast täglich. Der Raps war
ziemlich schlecht. Pro Scheffel habe ich 1 Taler
27 Silbergroschen 6 Pfennige bekommen.
"1844, den 29. Juli
nachmittags ging das Sommerwasser über den Wall.
Wir haben uns tapfer gewehrt. Aber, leider
Gottes, es half uns nichts. Das Wasser wuchs
immerzu. Am höchsten stand es bei uns am Pegel
21 Fuss 9 Zoll.
auf klarem Wasser,
das heisst am Schnee
nächste
handschriftliche Zeile nicht lesbar
"Den 25. April 1845
mussten wir die Kühe wieder zu uns aus dem
Werder bei Danzig holen. Da
hatte das Wasser bei Danzig den Damm
durchgerissen.
"1844 kostetet der Roggen
pro Scheffel nur 28 Silbergroschen, auch 1 Taler
und zuletzt 1 Taler 10 Silbergroschen pro
Scheffel. Für diese Preise musste ich auch für
Vieh und Menschen in dem Jahr Roggen kaufen.
Alles war versoffen. Denkt, wieviel Geld das
kostet! Ich habe Brotkorn kaufen müssen und
Mahlkorn und für die Pferde Stroh und Gerste und
Korn, Grütze für uns zu essen und Erbsen für
uns und für die Schweine zur Mast und andere
Ausgaben. Ich habe Roggen gekauft 154 Scheffel.
Das gab schlechtes Brot, denn es war viel
Auswachs dabei. 61 1/2 Scheffel Erbsen, 1 Taler
12 Silbergroschen auch 1 Taler 4 Silbergroschen
und 1 Taler 8 Silbergroschen pro Scheffel. In
Summa Ausgaben vom 29. Juli an gerechnet bis 1.
Mai 1845 783 Taler 13 Silbergroschen und dagegen
Einnahmen 293 Taler 9 Silbergroschen; 490 Taler 4
Silbergroschen habe ich 1844 zusetzen oder
Schulden machen müssen.
"Von 1844, den 10. April
bekommen meine rechten Kinder wieder aus dem Heinrich
Kliewer´schen Grundstück zusammen 2 Taler
22 Silbergroschen.
"Vom 10. Juli 1844 aus dem
Erdmann Stobbe´schen Grundstück haben
meine drei Kinder auf dem Neunburger Gericht Geld
4 Taler 25 Silbergroschen.
"Vom 18. November 1844 aus
der Nachregulierung aus dem Peter Balzer´schen
Grundstück bekommen meine drei Kinder zusammen 2
Taler 8 Silbergroschen.
"1844 setzte sich das Eis
in der Nacht vom 6. auf den 7. Dezember und stand
bis zum 5. April 1845. Da brach es hier auf Montau
los und stiess sich gegen Treul fest zu
und war am Strompegel 21 Fuss 8 Zoll hoch und ist
sehr sparsam gefallen.
1845
"1845, den 22. Juli fing
das Wasser an stroman in der Weichsel zu wachsen
und wuchs bis zum 29. Juli. Da stand es still und
fing am 30 Juli früh an zu fallen und fiel
langsam. Am Pegel stand es 15 Fuss 2 1/2 Zoll. Da
haben wir gegen Stephan Boldt´s Kleinland (
Nebenland, Nebengrundstück) auf der Trift
gekastert (mit Kästen . die aus Brettern
zusammen geschlagenen waren und mit Steinen und
Dung gefüllt waren, Wege gesichert oder den Damm
gesichert) und bei Franz Goerz auch. Das Wasser
riss den 28. Juli abends gleich hinter der
Schleuse den Seitendamm durch. Da stand das
Wasser am Pegel 14 Fuss hoch.
"Am 2. Und 3. August fiel
es auf dem Landweg sehr. Aber viel Schlick war
dageblieben. Im Baumgarten an den Seitenwrosen
(Rasen) war das Wasser und hinter dem End´schen
Haus war es zwei Ruten ab geblieben. Da habe ich
bloss den Rossgarten übrig behalten, der nicht
in Wasser kam. Der hinterste Rossgarten war mit
Kartoffeln bepflanzt. Und hier vorn hatte ich
Schrotgerste gehabt. Die war im Frühjahr nicht
gut aufgegangen. Von zwei Morgen Gerste habe ich
14 Scheffel gedroschen. Die Kartoffeln auf dem
Rossgarten waren sehr schlecht, faulten,
stockten. Es war wenig davon zu essen und sie
schmeckten nicht gut.
1846
"1846, den 15. Januar
setzte sich das Eis in der Weichsel stroman und
stand bis zum 24. Januar, aber zu passieren war
es nur zu Fuss. Da brach es wieder bis halb Treul.
Da stopfte es sich fest zu bis gegen Klein-Sanskau
und stand am 25. Januar am Pegel 20 Fuss 5 1/2
Zoll um 1 Uhr mittags. Aber im Binnenland stand
das Wasser nicht so hoch wie dort, wo es sich
stopfte. Am 26. Januar trat wieder Frost ein, und
die ganze Eismasse blieb ruhig stehen. Am 1.
Februar trat Tauwetter ein. Das Wasser war bis
auf 20 Fuss 6 Zoll gestiegen. An allen niedrigen
Stellen wurden Schutzkästen befestigt. Am 8.
Februar trat wieder Frostwetter ein. Das Wasser
fing wieder langsam an zu fallen. Am 21. Februar
trat wieder Tauwetter ein, und das Wasser war bis
zum 24. Februar bis auf 15 1/2 Fuss gefallen. Am
25. Februar fing es wieder an zu steigen. Am 4.
März war es schon 22 Fuss 10 Zoll gestiegen und
war bei uns am grössten. Am Pegel stand es 24
Fuss. Da ging die ganze Eismasse fort. Auf der
"Freiheit" sass es fest, ein Eisgeschlamm.
Da fing das Wasser jenseits der
ganzen Eismasse an zu fallen., so dass abends 7
Uhr am Pegel 19 Fuss 5 1/2 Zoll stand. Von 9 bis
10 Uhr abends stieg es sogleich wieder bis 22
Fuss 4 Zoll und stand so bis 6 Uhr morgens, da
fing es an zu fallen. In der Zeit kam viel Eis,
ganze Berge Eis. Das war unser Glück von Gott,
dass die Stopfung gegen uns ganz und gar weg war.
Sonst hätte es gewiss einen Ausbruch wie einen
See gegeben. Aber jetzt ging es ohne dem ab. Ich
war damals Kommandant der Eiswächter. In der
Nacht vom 4. Auf den 5. März stieg es auch im
Binnenland so stark, dass es ein jeder unvermutet
in die Häuser bekam. Ich habe es 14 1/2 Zoll in
der Stube gehabt und beinahe 12 Zoll im Stall.
Aber um 9 Uhr morgens, am 5. März war es schon
wieder aus Stub´ und Stall fort und fiel
geschwind 3 oder 4 Fuss weg. Da hat das Wasser
manch einen angeführt. Das Vieh wurde wieder vom
Stallboden in den Stall gebracht, die Stuben
wurden rein gemacht, - und dann - fing es wieder
an zu steigen. Am 8. März war es wieder so
gross, dass ich es 7 Zoll unter dem Stubenboden
(Bodenraum über der Stube) hatte. Da fing es
wieder langsam an zu fallen, aber ganz schwach.
Da hab ich im April 1846 wieder Saatkorn kaufen
müssen: 47 Scheffel und zu Brot 34 Scheffel
Roggen, pro Scheffel 1 Taler 22 Silbergroschen
und der Hafer 1 Taler pro Scheffel. Der Roggen
stieg auf 2 Taler 5 Silbergroschen und 2 Taler 6
Silbergroschen, und die Einnahmen waren schlecht,
aber die Ausgaben furchtbar. Dies Jahr hab´ ich
wieder 257 Taler 14 Silbergroschen zusetzen oder
Schulden machen müssen. Das Rentamt Neunburg
lieh Geld zu 4 Prozent oder ohne Zinsen.
"Uns ist ein Sohn geboren
den 5. Mai 5 Uhr morgens und sein Name
heisst Cornelius Goerz, hat zum Planet die
Jungfrau. Anno 1846.
"Vom 11. November 1846 an
jährlich für die Kinder meiner ersten Frau,
Geschwister Kohnert, und meine drei
Geschwister Goerz je 200 Taler auf dem Neunburger
Gericht zu zahlen.
"Zur Nachricht, 1846, den
15. Dezember setzte sich das Eis gegen uns in dem
Weichselstrom. Etwas über den 22. März ging es
auf dem ganzen Strom auf kleinem Wasser weg, bei
3 1/2 Fuss. Die Brücke bei Neunburg über die
Montau konnte doch liegenbleiben, und das Wasser
kam auch nicht auf das Land. Da behielten wir
doch einmal die Wintersaat. In der Nacht vom 11.
Auf den 12. April 1847 war es 5 Grad Kälte. 1845
war der Winterroggen nämlich alle versoffen und
Sommerroggen hatte ich nicht gesät. Da musste
ich auch Roggen zukaufen, der Scheffel zu 2 Taler
4 Silbergroschen. Das kostet viel Geld.
1847
"1847 in der Nacht vom 18.
Auf den 19. Johanning (Juni) fing das Wasser an
zu wachsen und wuchs stark 3 Tage lang. Am 22.
Johanning stand es am Pegel bei Graudenz morgens
9 Uhr auf 9 Fuss 7 Zoll hoch. Dann blieb es so
stehen bis 5 Uhr abends. Um 8 Uhr abends ist es
1/2 Zoll gefallen. In Krakau hat es so geregnet,
dass es am elften Johanning gleich elf Fuss
gewachsen ist. Den 17. hatten wir schon Nachricht
von Krakau.
"1847 im Winter kostete
der Roggen pro Scheffel 1 Taler 25
Silbergroschen. Dann glaubten wir, es sollte auf
einen halben Taler kommen. Aber es stieg bald auf
2 Taler 20 Silbergroschen, bald auf 3 Taler 10
Silbergroschen, bald auf 3 Taler 20
Silbergroschen und zuletzt auf 4 Taler. Zu diesen
Preisen hab´ ich selber kaufen müssen das ganze
Jahr durch. Und es war in dem Jahr kein Roggen zu
kriegen, und Brot soll sein, und Misswachs hatten
wir gehabt. Denkt!
"1847, den 21. Auf den 22.
Dezember in der Nacht setzte sich das Eis bei uns
in dem Weichselstrom auf kleinem Wasser.
1848
"Uns ist ein Sohn geboren,
den 24. Februar 1848, 2 1/2 Uhr morgens, und sein
Name heisst David Goerz, hat zum Planet Skorpion.
"Am 28. Februar 1848 brach
das Eis allenthalben, am 29. Februar war es in
vollem Gang bei 15 Fuss 2 Zoll Wasserstand. Da
stopfte es wieder zu von Wolz an
bis unter Treul. Da kam das Wasser bei mir bis
auf den halben Rossgarten.
1849
"1849, den 1. Auf den 2.
Januar setzte sich das Eis bei uns in dem
Weichselstrom auf kleinem Wasser bis zum 24.
Januar. Da brach es wieder los und lag immer Eis,
und es war Frost dabei, und das Wasser wuchs
auch. Am 3. Februar fing das Wasser stark an zu
wachsen und es fing an zu frieren. In der Nacht
vom 5. Auf den 6. Februar setzte sich das Eis
dicht zu. 16 Fuss und drei Zoll war das Wasser am
Strompegel. Bei mir es bis gut halb auf den
Rossgarten.
"Unser Sohn Cornelius
starb am 5. August 1849 drei Jahre alt. Am
nächsten Tag starb unser Sohn David Goerz ein
Jahr sechs Monate alt., beide an einer
Kinderkrankheit.
1850
"Uns ist eine Tochter
geboren, den 16. Februar 1850. Ihr Name heisst
Anna Goerz und ihr Planet heisst Widder, geboren
2 1/2 Uhr abends.
"Unsere Tochter Anna starb
am 10. Mai 1850, drei Monate alt.
1851
"Uns ist ein Sohn geboren
1851, den 15. September. Sein Name heisst
Leonhard Goerz, hat zum Planet den Stier. 8 Uhr
abends.
1855
"Zur Nachricht, 1855, dem
27. März brach der Damm bei Michlau.
Das Wasser wuchs schnell. In meinem Haus stand es
bis an den Stubenboden. Das Vieh hatten wir auf
dem Stallboden. Wir waren alle auf dem
Stubenboden. In der Räucherkammer wurde gekocht.
Auf hochkant gestellten Ziegelsteinen stand der
Kessel. Meine Frau Anna und meine älteste
Tochter Agnete fuhr ich in unserem Kahn nach Gruppe.
Bei uns konnten wir nicht Brot backen und nicht
schlachten.
"Uns ist ein Sohn geboren
1855, den 4. Julius. Sein Name heisst Cornelius
Goerz, 9 Uhr abends, hat zum Planet: Fische.
1859
"Den 24. Dezember 1859
starb unser Sohn Leonhard Goerz und wurde alt 7
Jahre 3 Monate 8 Tage. Er lag 7 Wochen krank.
1860
"Uns ist ein Sohn geboren,
den 29. Mai 1860 und heisst David Goerz. 6 Uhr
abends, hat zum Planet: Wage.
1867
"1867 im Februar schön
Wetter und den Mai durch prima Regen und kaltes
Wetter. Das Land war fest. Ich sollte umgraben.
Das ging doch nicht. Das Rindvieh habe ich von
der Weide geholt. Es war da Tag und nacht und
Regen und Frost. Den 25. Mai 1867 fiel Schnee und
Regen und war sehr kalt.
1868
Am 1. März 1868 starb Peter Goerz.
Elisabeth Goerz
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